CeBIT 97 - Tübinger Informatiker stellen aus

Informatiker des Wilhelm-Schickard-Instituts für Informatik der Universität Tübingen sind dabei, wenn die CeBIT 97 vom 13. bis 19.3.97 in Hannover ihre Pforten öffnet. Auf dieser weltweit größten Computermesse präsentieren die Tübinger neueste Entwicklungen in der Robotik und Computergraphik, in der Verwendung neuronaler Netze und der Steuerung von Lichtanlagen. Die Tübinger Exponate finden sich auf einem Gemeinschaftsstand von sechs baden-württembergischen Universitäten in Halle 22, Stand B25.


Roboter und Evolutionäre Algorithmen

Die Abteilung Rechnerarchitektur unter Prof. Dr. Andreas Zell entsendet mehrere Roboter zur Messe. Die Kleinroboter des Typs Pioneer-1, gebaut von der Firma ActivMedia, könnten einmal als mobile Rauch- und Gasmelder Dienst tun. Sie werden von einem stationären PC aus gesteuert, mit dem sie Funkkontakt halten. Tübinger Informatiker entwickeln Algorithmen, mit deren Hilfe der simultane Einsatz einer ganzen Gruppe solcher Roboter koordiniert werden kann.

Der Roboter Robin ist demgegenüber wesentlich autonomer, denn sein Steuersystem in Form zweier Doppelprozessor-PCs ist in ihn eingebaut. Er basiert auf dem Robotermodell B21 der Firma Real World Interface (RWI) und ist mit einem Stereo-Kamerasystem, Ultraschall-, Infrarot- und taktilen Sensoren sowie einem Laser-Entfernungsmesser ausgestattet. Sein Synchronantrieb erlaubt eine Bewegung aus dem Stand in jede Richtung. Robin wird zu einem flexiblen und leistungsfähigen Serviceroboter entwickelt, der sich lernfähig in seiner Umgebung zurechtfinden, Personen und Dinge erkennen und intelligent mit Benutzern interagieren kann.

Interessant für Ingenieure, die vor Optimierungsaufgaben stehen, ist das Programmpaket EvA (Evolutionäre Algorithmen), das ebenfalls von der Abteilung Rechnerarchitektur entwickelt wurde. Es umfaßt effiziente Implementierungen von Optimierungsverfahren wie 'Genetischen Algorithmen' und 'Evolutionsstrategien' auf Workstations und Parallelrechnern. Einsatzgebiete sind beispielsweise die Prozeßoptimierung in der chemischen Industrie, die Motorenentwicklung und Zuschnittsprobleme in der Holz- und Textilindustrie.

Nähere Auskünfte:

Prof. Dr. Andrease Zell

Universitaet Tübingen
Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik
Abt. Rechnerarchitektur
Köstlinstr. 6
D-72074 Tübingen

Tel. (07071) 29-76455
Fax (07071) 922983
Email:zell@informatik.uni-tuebingen.de

(zell@informatik.uni-tuebingen.de)


Neuronale Netze in Industrie und Forschung

Anwendungen von neuronalen Netzen stellt die Abteilung Technische Informatik unter Prof. Dr. Wolfgang Rosenstiel an drei Exponaten vor. Neuronale Netze sind Computerprogramme, deren Arbeitsweise von Strukturen des Nervensystems inspiriert worden ist. Wie das Gehirn können sie durch einen Lernprozeß auf die Aufgabe vorbereitet werden, die sie später zu leisten haben. Sie können beispielsweise lernen, aus einer Fülle von Eingangsdaten die jeweils relevanten herauszufiltern.

Das leisten sie in einer in Hannover gezeigten Handprothese, die durch Nervensignale aus dem Armstumpf gesteuert wird: Ein 'neuronaler Netz'-Algorithmus des Typs 'Kohonens selbstorganisierende Karte' identifiziert die wichtigen Nervensignale und leitet nur sie an die Steuereinheit der Hand weiter.

'Neuronale Netze' taugen aber auch für die Wiederherstellung der ursprünglichen Farben in gescannten Bildern. Die in Tübingen entwickelte Technik kann durch einmaliges Lernen an beliebige Scanner angepaßt werden und besitzt die Fähigkeit, auch nicht-lineare Farbdefekte auszugleichen. Die Methode ist auch auf andere Farbverarbeitungsgeräte übertragbar. Auf der Messe wird das System mit einem Komplex aus Scanner, Computer und Drucker demonstriert.

Während des Lernprozesses adaptieren sich die Rechenabläufe eines neuronalen Netzes automatisch an die Aufgabenstellung. Auf diese Weise speichert das Netz Wissen über seine Aufgabe, jedoch nicht in einer allgemeinverständlichen Form. Ein in Tübingen entwickeltes Verfahren ermöglicht es, dieses Wissen zu extrahieren und in 'Wenn-Dann-Regeln' der Fuzzy-Logik auszudrücken. Eine Anwendung bei der Gas-Chromatographie, einem Verfahren der analytischen Chemie, wird das in Hannover veranschaulichen.

Nähere Auskünfte:

Prof. Dr. Wolfgang Rosenstiel

Universitaet Tübingen
Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik
Abt. Technische Informatik
Sand 13
D-72076 Tübingen

Tel. (07071) 29-75482
Fax (07071) 610399
Email:rosenstiel@informatik.uni-tuebingen.de

(rosenstiel@informatik.uni-tuebingen.de)


Virtuell - Real

In der Abteilung Graphisch-Interaktive Systeme unter Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Straßer werden alle Aspekte der Computergraphik von der Idee bis zum Chip realisiert. Davon profitiert beispielsweise die Medizin: Mittels der MEDStation können umfangreiche Datenmengen aus modernen Diagnosegeräten wie Ultraschallscannern in realistische, dreidimensionale Darstellungen umgesetzt werden. Ärzte erhalten dadurch ein mächtiges Werkzeug für die Forschung und klinische Praxis, etwa das Planen von Operationen oder die Konstruktion paßgenauer Implantate. Das System erlaubt mehreren Ärzten das simultane Bearbeiten und Besprechen von Daten.

Die Bewegung dreidimensionaler Darstellungen in Echtzeit wird durch die im VIZARD Projekt entwickelte PC-Steckkarte ermöglicht. Sie nutzt neue Visualisierungsalgorythmen sowie spezielle Kompressionsverfahren.

Ein wichtiges Hilfsmittel zur Bewältigung aufwendiger Darstellungsaufgaben ist die Minimierung von großen, als Netz von Punkten oder Dreiecken organisierten Datenmengen. Ein in Tübingen entwickeltes Netzreduktionsverfahren erzeugt für eine gewünschte Genauigkeit den minimalen Datensatz. Nur so ist beispielsweise der simulierte Flug in Echtzeit über wirklichkeitsgetreue Geländemodelle möglich.

Nähere Auskünfte:

Prof. Dr. Wolfgang Straßer

Universitaet Tübingen
Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik
Abt. Graphisch-Interaktive Systeme
Auf der Morgenstelle 10, C9
D-72076 Tübingen

Tel. (07071) 29-76356
Fax (07071) 29-5466
Email:strasser@gris.uni-tuebingen.de

(strasser@gris.uni-tuebingen.de)


Viel Licht für wenig Geld

Bisherige Beleuchtungssysteme für Theater sind primitiv und teuer. Nun wird ein Ansteuerungssystem für professionelle Beleuchtungsanlagen vorgestellt, das diesen durch seine beliebige Erweiter- und Programmierbarkeit weit überlegen ist. Dabei kostet es, da es ausschließlich auf handelsüblicher Standardhardware basiert, weniger als 10% eines kommerziellen Systems. Das in der Abteilung Programmiersprachen unter Prof. Dr. Herbert Klaeren entwickelte System unterstützt erstmals nicht nur das Abspulen vorher eingegebener Beleuchtungsprogramme, sondern den gesamten Designprozeß für komplexe Beleuchtungs-Installationen und Lichtabfolgen. Für den Lichtdesigner werden damit neue kreative Freiräume geschaffen.

Nähere Auskünfte:

Prof. Dr. Herbert Klaeren

Universitaet Tübingen
Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik
Abt. Programmiersprachen
Sand 13
D-72076 Tübingen

Tel. (07071) 29-78955
Fax (07071) 610399
Email:klaeren@informatik.uni-tuebingen.de

(klaeren@informatik.uni-tuebingen.de)

Presse MAIL (michael.seifert@uni-tuebingen.de)

qvoinfo@www.uni-tuebingen.de(qvoinfo@uni-tuebingen.de) - Copyright